„Holder Lenz, du bist dahin!
Nirgends, nirgends darfst du bleiben!
Wo ich sah dein frohes Blühn,
Braust des Herbstes langes Treiben.
Wie der Wind so traurig fuhr
Durch den Strauch, als ob er weine:
Sterbeseufzer der Natur
Schauern durch die welken Haine.
Wieder ist, wie bald! wie bald!
Mir ein Jahr dahingeschwunden.
Fragend rauscht es aus dem Wald:
„Hat dein Herz sein Glück gefunden?“
Waldesrauschen, wunderbar
Hast du mir das Herz getroffen!
Treulich bringt ein jedes Jahr
Welkes Laub und welkes Hoffen.“
Verse von Nikolaus Lenau, Herbstlied, Op. 48, No. 6 aus Sechs Lieder, Op.48 von Felix Mendelssohn.
Während in der fernen, deutschen Heimat, die Natur ihre Farben verliert, sich eher still und leise über den kommenden Winter bis zum Frühling im nächsten Jahr hin verabschiedet, zeigt sich der japanische Herbst noch einmal in einer wundersam farbenfrohen Pracht, die danach trachtet sich mit aller Kraft, durch den kalten, dunklen Winter hindurch, in die Erinnerung und Herzen der Menschen, einem leuchtenden Lichte gleich, einzuprägen.
Diese wunderbare Schönheit noch intensiver erleuchtend, begleitet die Sonne uns nahezu täglich mit ihrer Wärme und lässt die, in Rot, Gelb und anderen Farben gefärbten, Blätter weitaus bezaubernder erscheinen.
Der letzte Besuch in Iida offenbarte diese Momiji - Ahornbäume auf unserem Grundstück während der Vorbeifahrt.
Zwei junge Frauen, die am Tag darauf ebenfalls daran vorbeifuhren, hatten Halt gemacht und fotografierten sich gegenseitig vor dem Hintergrund der drei Bäume, die das Ufer neben dem kleinen Kanal säumen, der aus den Bergen ins Tal fließt, als ob diese Ort eine Art Attraktion wäre, die, wie so häufig in Japan, zum Inne- und Festhalten einladen.
Eine tiefe Empfindung und Freude darüber, dass dieser Wunsch durch die Bäume, die aus der familiären Heimaterde wachsen, hervorgerufen wird.
Der Mensch hat eine tiefe Verbindung mit dem eigenen Boden. Es ist eine existenzielle, essenzielle und natürliche Empfindung. Ob es nun der Vorfahren Erde ist oder eine selbst geschaffene:
Grund und Boden sind ein Menschenrecht, - Privileg und -Freiheit.
Und auch ich sehnte mich danach diese herbstliche Schönheit festzuhalten, um den Augenblick zu bewahren, sie mit Freunden, der Familie und schließlich mit allen hier zu teilen.
Ein sonniger Herbst geht zur Neige.
Ein kalter Winter steht uns bevor…
R. Rehahn, 14.12.2024
Nachtrag
Der Winter wurde zwar kalt, war und ist aber dennoch warm, wie der Sommer, in menschlicher, wie mannigfaltiger Hinsicht. Die Sonne schien durch allen Frost hindurch, tut es noch immer und so schien ein Licht durch die Dunkelheit und Kälte des Winters.
R. Rehahn, 05.02.2024












