Zwischenmenschliche Beziehungen scheinen wie Pusteblumen im Wind zu sein, sie haben ihre Zeit, in der sie in der Sonne Blüten tragen, doch früher oder später fangen diese an zu verwelken.
Zumindest habe ich in jüngster Zeit dieses Gefühl…
Mir stellt sich unweigerlich die Frage, ob dies bei den Menschen eine natürliche Entwicklung oder ob dies ein unbewusst herbeigeführter Prozess ist.
Der Löwenzahn oder jede Art von Blume folgt einem natürlich Rhythmus, der immer gleich ist, vielleicht noch manchmal von Veränderungen im Wetter beeinflusst, doch eigentlich stets auf dieselbe Weise.
Ist dies beim Menschen auch so?
Vielleicht empfinden wir instinktiv, wann ein menschlicher Band zu beenden oder ob dieser Augenblick noch nicht gekommen ist.
Jeder Mensch in der jeweiligen Beziehung wird dies auch anders fühlen, manchmal auf dieselbe Art, dann wiederum ähnlich.
Wenn man sich bemüht etwas aufrecht zu erhalten, ist dies lediglich der Versuch die Verbindung künstlich zu verlängern und agiert damit gegen die Natur der Dinge oder liegt dies dann immer noch im Bereich des Möglichen und nur deshalb ist eine Weiterführung machbar oder nicht?!
Oft habe ich das Gefühl, dass die Menschen etwas ohne wirkliche Notwendigkeit tun, womöglich nur aus Angst heraus oder Frust oder etwas anderem. Es könnte jedoch vollkommen anders sein und die Grenzen der Beziehung kommen tatsächlich zum Vorschein und diese damit zu ihrem natürlichen Ende.
Der Mensch ist aber schlussendlich ebenfalls ein natürliches Wesen, obgleich (womöglich) auf einer anderen Bewusstseinsebene und somit könnten solche Prozesse anders erscheinen, zumal wir nicht exakt wissen, ob und wie andere Lebewesen und Pflanzen dies "erleben".
Man sieht es bei Tieren oft, wie sie etwas nicht einfach nur hinnehmen, wenn z.B. ein Junges das Nest nicht verlassen will und die Mutter es quasi zwingt und vertreibt.
Dies muss ein ähnliches Empfinden, wie beim Menschen sein.
Die Zeit ist eigentlich gekommen, ein Mensch weiß dies instinktiv und ein anderer eben nicht.
Bei Pflanzen ist dies natürlich schwerer zu beobachten oder zu benennen, doch auch hier spürt und erlebt man manchmal etwas, das den Anschein hat ein eigentlich verstrichener Augenblick wird in die Länge gezogen.
Oder ist dann einfach noch Leben vorhanden?!
Beim Menschen könnte es ebenso sein.
In der Beziehung oder Verbindung ist einfach noch Leben und wir testen die Wasser ob ihrer Klarheit und Tiefe.
Ich habe Konflikte nicht immer auf diese Weise empfunden, in den letzten Jahren aber schon, weil sich die Erfahrung mehrte und ich um vieles mehr wusste.
Mein Eheleben hat es mir besonders aufgezeigt, was in einer Partnerschaft möglich ist, wie weit man gehen kann, auch wenn dies nicht immer gewünscht oder ideal und sogar schmerzhaft und Furcht einflößend ist. Daran kann ich nun alle kommenden Beziehungen "messen", weil ich weiß, was machbar ist.
Es ist nur so, dass ein Hadern gegen eine womöglich natürliche Entwicklung sehr schmerzhaft ist. Als bewusste Wesen erleben wir die Trennung von anderen und das Ende eines Weges als oftmals bitter und plötzlich. Darin liegt aber auch die Natur der Verbindung selbst, ihre Tiefe und ob es einseitig war oder doch beide zu gleichen oder wenigstens ähnlichen Teilen erfasst hat, denn eine absolute Ausgeglichenheit ist wohl im Leben nicht erreichbar und dennoch möchte man daran glauben.
Manchmal verlängert und vertieft man das Leiden, in dem man sich gegen gewisse Entwicklungen stellt. Andererseits muss man auch nicht sofort aufgeben und alles hinwerfen.
In guten, heilen und eng verknüpften Familien-, Partnerschafts- und Freundesbeziehungen scheint dies leichter.
Andererseits hat der Mensch eben auch Bewusstsein und kann sich anders entscheiden und damit oftmals über etwas hinauswachsen, das unmöglich oder unerreichbar schien. Auch darin liegt mit Gewissheit ein Grund und dies erfüllt einen Zweck, der unser Begreifen manchmal übersteigt.
Nur ist schwer zu verstehen, wann dies der Fall ist und wann man tatsächlich bloß das Unvermeidliche heraus zögert und damit, wie erwähnt, das Leiden verlängert und sogar in Tiefen bringt, die schwerer zu wiegen vermögen, als dies einem lieb ist oder notwendig ist.
Für Transformationen in der Natur könnte ein bewusster Akt notwendig sein. Auch in der Ehe ist dies der Fall, weshalb sie möglicherweise als die reinste Form des Miteinanders zwischen Mann und Frau angesehen wird, eine heilige Verbindung, weil sie mehr als nur augenblickliche Instinkte, Triebe, Wünsche oder Befindlichkeiten erfordert, sondern Akte des Bewusstseins und klare Entscheidungen für das Zusammensein.
Ansonsten treibt es den Menschen bald hierhin und bald dorthin.
In der Natur wird es verschiedene Ebenen geben, ohne eine direkte Wertigkeit dieser vornehmen zu wollen, auf denen die spezifischen Bewohner sich mehr oder weniger entziehen, wegbewegen und anders wählen können. Diese Ebenen folgen Gesetzen, denen wir unterlegen sind und je nach Stufe sind die Existenzen dazu fähig konträr zu diesen zu handeln, was natürlich nicht immer der Fall sein kann, wie kein Lebewesen sich den Grundgesetzen der Existenz, unseres Planeten oder gar Universums entziehen kann.
Der Mensch ist aber in der Lage entgegen seine Urinstinkte und eben jener Gesetzmäßigkeiten zu handeln, was in Glaubensrichtungen, wie dem Christen- oder Judentum, dem Buddhismus dargelegt wird, in anderen allerdings komplett verneint, sodass eine hedonistische Lebensweise propagiert und gar als gut angesehen wird, was jeglicher Logik, gesundem Menschenverstand und Psychologie entbehren.
Man sieht es gerade in der heutigen Zeit in der jeder Instinkt, jede natürliche Befindlichkeit und manchmal sogar psychische Krankheit zu etwas Absolutem und Tugendhaften erhebt, als ob es sich dabei um etwas Besonderes handeln würde und nicht einfach nur triebhaft ist. Dies führt mich jedoch ein wenig vom Sinn und Inhalt dieses Eintrages fort, auch wenn es ein interessanter Gedanke ist, den man unbedingt tiefer ergründen sollte.
Natürlich ist es schwer eine Differenzierung zu finden, denn es könnte sein, dass alles nur auf unseren Vorlieben und Abneigungen basiert und wir uns entsprechend verhalten und lediglich mit etwas erklären, um Bewusstsein vorzugeben oder einen Anschein zu erwecken oder davon abzulenken.
Um noch einmal auf den Glauben zurückzukommen, in dem diese Aussage eindeutig widersprochen wird!
Der Mensch ist in der Lage gegen seine Natur zu handeln, vielleicht anders als Tiere und Pflanzen, die stärker dessen Gesetzen "unterworfen" sind.
Und so komme ich zum Schluss, um tatsächlich im Rahmen dieses Eintrages zu bleiben, dass es eine Art "sowohl als auch" Sache in zwischenmenschlichen Beziehungen sein kann:
Die Grenzen weisen auf ein natürliches Ende oder wenigstens auf Limitierungen und zu Problemen, Schmerz, Unbehagen oder Kummer führenden oder sogar bereits auslösenden Aspekten des Zusammenseins oder der Natur einer Beziehung hin.
Gleichzeitig existiert gewiss auch die Möglichkeit über diesen Augenblick hinauszuwachsen, sowohl als Mensch selbst, weil es womöglich eine typische Verhaltensweise ist, in die man immer verfällt, wenn etwas schwierig wird, als auch um das Zusammenleben zu erweitern, in etwas anderes zu verwandeln.
Hier fällt mir ein, dies kann auch mit der Natur der Beziehung selbst zu tun haben, wenn man z.B. ihre eigentliche Art, in der sie sich entwickeln soll, in etwas anderes verwandelt oder diesem Pfad nicht folgt, der für diese vorgesehen ist, man also gegen eine gewisse Beschaffenheit der Dinge handelt.
Denn häufig wächst eine Verbindung trotz aller Schwierigkeiten, Widrigkeiten und Befindlichkeiten, leider im positiven wie auch negativen Sinne, wobei ich hier natürlich eher auf das Zusammenwachsen hinaus möchte.
Das Miteinander mit den Menschen ist oft kompliziert und ist nicht leicht zu begreifen, wann man nicht aufgeben sollte und wann es in Ordnung ist, obwohl dies zu sagen vielleicht auch nicht gut ist, da man den Glauben ineinander nicht verlieren sollte. Dennoch gibt es Situation in denen es keinen gemeinsamen Weg gibt, wenn das Leiden zu groß ist und sich keinerlei Verbesserung einstellt.
Wenn man oft an Grenzen stößt und sich aneinander wund reibt, sind dies mit Sicherheit Zeichen. Wird jemand physisch wie psychisch verletzt, ist es auf jeden Fall notwendig zu verstehen, was geschieht und entsprechend handeln muss.
Und hier sollte man gewiss rote Linien ziehen und sich Hilfe holen und / oder sich selbst schützen.
Natürlich spreche ich hier von einem gesunden Maß im Zusammenleben.
Obwohl ich nicht absolut sicher sein kann, wer kann das schon und wann ist dies jemals möglich, glaube ich aber tatsächlich an die Mehrdeutigkeit, jenes zuvor beschriebene "sowohl als auch" in diesen Gedanken.
Am Ende vermag wohl jeder nur nach seinem Empfinden zu entscheiden, worum es sich handelt und wann es notwendig wird, denn auch diese Fähigkeiten liegen jedem Menschen auf andere Weise inne, Charaktereigenschaften wie Geduld und Schmerzgrenze, um es simpel auszudrücken, spielen auch eine Rolle, wobei ja gerade dies auf eine tiefere Ebene verweist.
Die Menschen in unserem Leben sind uns gegeben, um etwas zu lernen, daran glaube ich fest, auch wenn es häufig weder leicht zu verstehen, noch zu akzeptieren, geschweige denn nachvollziehbar erscheint, wenigstens im Anfang, denn einiges macht erst später Sinn im Leben, wobei dies nicht als Entschuldigung gelten soll, ein zerstörerisches, schmerzhaftes, böses und verletzendes Verhalten tolerieren zu müssen oder sich in irgend einer Weise unterdrücken zu lassen, was sicher manchmal ein schmaler Grat zwischen den Menschen ist.
Ich erkenne allerdings klar, dass sich vieles wiederholt, damit man lernt damit umzugehen, oder es ist nur der Menschen Notwendigkeit in allem einen Sinn zu sehen. Wenn diese Situationen uns aber doch etwas beibringen, wie eine psychologische Schule, tendiere ich eher dahin eine Bedeutung zu sehen, weil es wie einer dieser Zufälle ist, die zu vermehrt auftreten, als dass sie in Wirklichkeit nur eine Ansammlung von Eventualitäten und für jeden Menschen anders und nach seinen spezifischen Bedürfnissen und Notwendigkeiten sind.
Dies ist auch die Frage danach, was Instinkt im Menschen oder was Bewusstsein ist und inwiefern diese etwas beeinflussen oder in Verbindung zueinander stehen.
Hier und abschließend möchte ich nur erneut dies erwähnen:
Zwischenmenschliche Beziehungen sind häufig wie Pusteblumen im Wind, sie mögen ihre Zeit haben, in der sie in der Sonne Blüten tragen, doch früher oder später fangen diese an zu verwelken, was nicht bedeutet, dass man aufgeben muss.
Natürlich gibt es Beziehungen, die von kostbarer Dauer und Tiefe sind. Dies ist keine Abhandlung über die generelle Natur der menschlichen Beziehungen, sondern entspringt einer Empfindung der Es ist selbstverständlich, dass jede Blume anders der Erde entspringt, wächst und gedeiht.
Das ist, wie alles im Leben, tief und innig in der Natur der Menschen verwurzelt, ein jeder nach seinen Möglichkeiten und um seines Wachstums willen.
R. Rehahn, 10.03.2024