Als sich vor über 20 Jahren mein tiefes Interesse für Japan, seine alte, reiche, hoch ästhetische Kultur, seine Menschen und die Schönheit seiner Frauen zu entwickeln begann, suchte ich nach allem was aus meiner Heimat und der kleinen Stadt Wittenberg「1」 heraus, über das Land auffindbar war.
Filme, Kunst, Theater und vor allem Bücher…
Obwohl diese Art von Literatur für mein junges Alter vielleicht ein wenig zu schwer war, so tauchte ich doch tief in die prosaischen Werke von Altmeistern wie Yasunari Kawabata「2」, Yukio Mishima「3 」und vielen anderen ein.
Ich las diese Bücher, die aus einer fremden Geistes-, Gedanken- & Gefühlswelt heraus verfasst wurden, über Orte die ich nicht kannte, fremde Rituale, noch unbekannte Kunst und eine völlig andere Denkweise, fand dies alles doch so faszinierend und spannend, eine starke, unstillbare Sehnsucht in mir spürend, dass mir diese Welten, trotz aller Unterschiede, vertraut und wunderbar erschienen.
Zehn Jahre lebe ich nun schon fest in Japan「4」.
Ein Teil meiner Nichten und Neffen, kennt mich nur als den Onkel der in Japan wohnt, so weit weg, ihre Kindheit habe ich auf der anderen Seite der Erde verbracht, ein anderer Teil, jene, deren Kindheit ich erlebt habe, wuchs durch das Alter der Jugend bis ins Erwachsenendasein heran.
Mein Kontakt mit Japan hält nun schon über 20 lange Jahre, die doch wie im Fluge vergangen sind, an. Die Orte, Menschen, Geisteshaltung und Gefühlswelt sind mir wie ein Vertrauter「5」 und doch immer noch unergründlich fremd.
Und die Einflüsse「6」 dieses Lebens, zumal sie das eigene Dasein natürlich stark beeinflusst haben, werden in den nach mir kommenden auf eine Weise spürbar, die ich nicht für möglich gehalten hätte.
Nun nach langen Jahren nehme ich mir endlich einmal wieder Kawabata’s und andere Werke zur Hand und spüre schon beim Lesen der ersten Zeilen, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenfließen – eine starke Empfindung, die mich dazu anhielt, diesen seltsam surrealen Augenblick hier festzuhalten.
Das ist es, was ich hier tun möchte:
Während des Lesens, achtsam sein und von Gedanken und Gefühlen erzählen…
R. Rehahn, 20.08.2016
Nachwort
PS: Wer wissen möchte, welche Bücher sich genau in diesem kleinen Regal befinden, welches auf einer Kommode im Tatami「7」-Zimmer meiner Wohnung steht, dies wird Teil einer kleinen Serie hier im Journal, in denen ich die Titel kurz vorstelle, eine kleine Geschichte darüber erzähle, was das jeweilige Buch für mich bedeutet und wie es seinen Weg zu mir fand…
Erklärungen & Links
- Wittenberg, seit 1938 amtlich Lutherstadt Wittenberg, ist eine Stadt im östlichen Teil des Landes Sachsen-Anhalt und Sitz des Landkreises Wittenberg. Sie liegt an der Elbe zwischen Dessau-Roßlau im Westen, dem Fläming im Norden, der Dübener Heide im Süden und dem Elbe-Elster-Land im Osten, knapp 100 Kilometer südwestlich von Berlin und etwa 70 Kilometer nordnordöstlich von Leipzig. (Quelle, Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Lutherstadt_Wittenberg; http://www.wittenberg.de) ↩︎
- Yasunari Kawabata: https://de.wikipedia.org/wiki/Kawabata_Yasunari/ ↩︎
- Yukio Mishima: https://de.wikipedia.org/wiki/Mishima_Yukio/ ↩︎
- Japan ist ein 6852 Inseln umfassender ostasiatischer Staat im Pazifik, der indirekt im Norden an Russland, im Nordwesten an die Volksrepublik China, im Westen an Nordkorea und Südkorea und im Südwesten an die Republik China (Taiwan) grenzt und flächenmäßig der viertgrößte Inselstaat der Welt ist. De-facto-Hauptstadt und größte urbane Siedlung ist Tokio. Die Bildung des japanischen Staatswesens begann im 5. Jahrhundert unter kulturellem Einfluss des chinesischen Kaiserreichs. (Quelle, Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Japan) ↩︎
- Japan im Spuren | Journal: https://spurenkreis.de/journal/category/japan/ ↩︎
- Spuren | Magazin: https://magazin.spurenkreis.org/↩︎
- Tatami ist eine Matte aus Reisstroh, die in Japan als Fußboden in Washitsu (traditionell gestalteten Zimmern) verwendet wird. In der Nacht wird der Futon auf den Tatami ausgebreitet, um als Schlafstätte zu dienen. Aufgrund ihrer empfindlichen Oberflächenbeschaffenheit werden Tatami nur mit Socken oder barfuß betreten. (Quelle, Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Tatami)