Von einer Neuausrichtung in der Publikation
Wenn ich im letzten Eintrag das Aufkeimen eines neuen Sendungsbewusstseins geschrieben habe, möchte ich in diesem von etwas erzählen, das ich bereits habe anklingen lassen:
Den vermeidbaren Fallen, die bereits in der Vergangenheit in die Irre führten und schließlich in die Zweifel über alles was die Arbeit betrifft, ja sogar die Arbeit selbst.
Hier geht es also um die Erscheinung meiner Schöpfungen und ihre Wege.
Dies ist ein Aspekt, der mir stets Kummer bereitet hat, weil er in sich viele Tücken birgt, genährt aus der Tatsache, dass man ihn nicht, anders als das Werk, kontrollieren kann, sondern sie dem Publikum und vielen anderen Kräften ausgesetzt ist.
Es ist jedoch ein notwendiger Schritt nach Draußen vor die Welt, ohne den man genauso in Frustration existiert und sich die Frage nach dem Sinn der eigenen Arbeit stellt, ein Dasein, welches immer nur für sich existiert, aber selten mit und für andere.
Nun ist eine Veröffentlichung, Aufführung oder was auch immer in der Art, nicht gleich ein Versprechen auf all die guten Dinge und ein Miteinander ist hier schon gar nicht garantiert. Dennoch liegen in ihr wenigstens die Hoffnung, Möglichkeit und Offenheit des Weges, was mehr ist, als die Schublade oder das stille Kämmerlein, welches einen irgendwann ebenfalls als Pein vorkommt.
Ein Mittelweg muss also her.
Dazu gibt es ja unterschiedliche Möglichkeiten in der Erscheinung, ein Text kann digital in verschiedenen Formaten, wie auch gedruckt veröffentlicht werden, wobei letzterer die schwierige Auseinandersetzung mit dem Leser oder vielmehr dem ausbleibenden Leser abmildert. Denn die digitalen Ausgaben führen einen unmittelbar zum Leser oder eben nicht zu ihm.
Das weltweite Netz hat eine undankbare Nähe zum Publikum, bei gleichzeitigem Versprechen einer permanenten Publikation. Ein Eintrag ist die Veröffentlichung, die ohne Lohn erscheint, und wenn dann auch noch die Interaktion mit dem Leser ausbleibt, so kommt natürlich Frustration auf.
Obwohl ein Buch nicht anders ist, so ist es doch ein in sich geschlossenes Werk, welches wiederum erworben werden muss. Wenigstens hierbei existiert derselbe Frust, der aber ein wenig anders erscheint, weil das Werk somit vollendet und die Arbeit als Autor abgeschlossen ist. Obwohl das natürlich nicht der Fall ist, denn nun beginnt das eigentliche Erscheinen in Lesungen und mehr.
Für mich ist das Gefühl wenigstens ein anderes.
Die Frustration über wenige Verkäufe ist geringer als die über zu wenig Reaktion auf eine Quelle, die anders als ein Buch, welches in sich analog, auch die Anstrengung des Kaufes nach sich zieht, stets bereitsteht und somit auch eine unmittelbare Rezension einfordert, die, wenn sie ausbleibt, auch zu einer Art Urteil wird. Sich wiederholende Reaktionen werden ebenfalls zur Bürde.
Das Netz hält sein Versprechen nicht ein, saugt aber weiter alle Inhalte aus einem heraus wie ein Vampir das Blut eines Menschen. Es ist ein toxisches Gebilde in meinen Augen und noch stärker in meinem Gefühl.
Aber natürlich wohnt in ihm auch eine Chance, welches man ungern verschenkt.
Die unmittelbare Veröffentlichung, der selbst geschaffene Publikationsort, welche eigene, neue und spannende Formate möglich macht, stellen die Erfüllung eines Traums für jeden Schöpfer dar. Doch es ist, wie bei allem, mehr damit verbunden und nicht so einfach. Das heißt, vieles ist leicht und ohne Hürden, zu leicht und tückisch.
Die besagte Mitte muss wirklich her.
Auch wenn einem bewusst ist, dass man vieles gar nicht erreichen kann, so ist natürlich die Hoffnung auf eine Leserschaft da. An ihre Existenz jedoch darf nichts geknüpft werden und darin liegt die große Schwierigkeit. Denn wenn die Rezeption das eigene Werk bestimmt und sogar seine Existenz, wird man bald in jenen Zweifel und noch mehr in Frust verfallen, bis es vollkommen sein gelassen wird.
Und das sollte niemals geschehen!
Was bedeuten diese Gedanken, die eigentlich nur die verfasste Zuspitzung vieler Gedanken der Vergangenheit sind, also nun und wohin führen sie mich?
Nun, das wird man in der kommenden Zeit sehen.
An dieser Stelle nur so viel:
Es wird eine Mischung von allem, mit dem Schwerpunkt auf die Publikation in Büchern, aber auch mit Veröffentlichungen in digitalen Journalen, denn manche Texte eignen sich gar nicht für den Druck oder jedenfalls nicht in der Form, sein.
Format ist ein wichtiges Stichwort.
Die Konzentration auf ihre Schaffung und Erscheinung wird zum wesentlichen Bestandteil der Arbeit. Es ist wichtig, dass sie in sich geschlossen atmen können.
Darüber hinaus muss, wie gesagt, große Achtsamkeit auf die verschiedenen Gründe des Rückzugs gelegt werden, um freier zu agieren und nicht erneut an die Extreme zu geraten.
Hier möchte ich abschließend auf die neu gewonnene, innere Einstellung kommen, die mich nun erneut vorantreibt, aber eigentlich immer schon angetrieben hat und wesentlicher Kern der Arbeit ist:
Das Werk steht im Mittelpunkt, die Schöpfung an vorderster Stelle.
Sie möchten vollendet werden und erscheinen, was das Wichtigste ist.
Und an diese Gedanken möchte ich anknüpfen, mich von falschen, irdischen wie unbeeinflussbaren Aspekten befreien, auf das der Pfad reiner, wahrhaftiger und ehrenvoller wird.
Zahlreich sind die Aufgaben in der Schöpfung. Groß ist das Werk. Die Werkstatt ist geöffnet, die Werkzeuge bereitgelegt und der innere Einklang findet sich, auch wenn hier ein langer, beschwerlicher Weg vor mir liegt.
Mehr auf das Werk möchte ich hören.
Denn jedes hat seine eigenen Bedürfnisse.
Das heißt, es kann nicht eine Erscheinung für alles geben, sondern dies muss sorgsam bedacht, vorbereitet und ausgeführt werden.
So kann der Weg wieder wachsen.
Und in ihm ich, gemeinsam mit anderen, für ihn zum Gedeihen und zur Blüte.
Alles ist bereit.
RR, 01.12.2020