Von der Art des Feinen

Versuch einer eigenen Ästhetik in der Schöpfung…

Es ist, so scheint mir, der Augenblick gekommen, einen Blick auf den gesamten Weg zu legen, der bereits hinter mir und noch vor mir liegt im ganzen schöpferischen Werk meines Lebens und das heißt jeden Aspekt meines Schaffens mit einzuschließen in diese Gedanken und zu betrachten, denn alle Pfade, Formen, Stile usw. sind letztendlich Ausdruck eines Menschen und entspringen einem Quell‘ gleich einem Geiste, welcher der meine ist…

Dieser Geist trachtet danach von Anfang an da er erwachte und versuchte eine Spur zu hinterlassen, in Form von Liedern, Musik, Theater, Poesie, Schriften und schließlich in der Verschmelzung all dieser Dinge, im Pfad des Gleichnisses, im Grunde genommen und zusammengefasst auf eine Sache, die zu erscheinen er wünschte: in der Art des Feinen oder anders beschrieben in der Poesie, die alle Bereiche einschließt und im Detail liegt!

Wie in meinem Leben suche ich in meiner Kunst danach jene Aspekte offenzulegen, die leicht vergessen werden oder denen oft zu wenig Bedeutung beigemessen wird: die alltäglichen Gedanken und Empfindungen des Lebens in all seinen Feinheiten, die Schönheit der Liebe, der Natur, der Blüten, des Waldes und das Trachten nach dieser Herrlichkeit in allem Tun, die Überwindung der eigenen Dunkelheit und die Hinwendung zum Licht, der innere Kampf in einem jeden Augenblicke, bis hin zur Verwirrung des Geistes – der Augenblick wird zum Mikrokosmos und zur Essenz des Lebens, alles fließt in ihm zusammen, alle Handlung und Spannung liegen in ihm, er wird zum Wendepunkt oder zur Aufmerksamkeit!

Und diese innere Wirklichkeit meiner Schöpfung steht ganz im Anfang aller Dinge, sie existierte von dem Zeitpunkt an, da ich den Stift erhob um meine Gefühle in einem Tagebuch niederzuschreiben und führte sich fort, in jenen Augenblicken da ich mich daran machte ein Lied zu verfassen und ein Theaterstück zu schreiben – seit den Jugendtagen und wahrscheinlich schon in der Kindheit…

Essentiell für mich war die Begegnung und die Beschäftigung mit der asiatischen und besonders der japanischen Kultur, in welcher auf exemplarische Weise der Augenblick, das scheinbar alltägliche zum Mittelpunkt der Kunst erhoben wurde… Poesie (Tanka「1」, Haiku「2」), Romane (Kawabata「3」, Mishima「4」 etc.), Filmkunst, die Teezeremonie「5」 und schließlich in außerordentlicher und auf kostbarste Weise das Nô – Theater「6」, da es wie mein Sein und Schaffen alle Künste und Mittel in sich vereint, inspirierten, berührten und beeinflussten mein Leben und meine Schöpfung, wohl eben aus jenem einfachen Grund, da sie mein innerstes sichtbar zeigten, in einer Art und Weise die so sehr von feiner, tiefer Schönheit voller Geheimnisse und Leere ist, wie ich es in meinen Visionen erahnt habe, denn darin liegt ein zweiter wichtiger Aspekt meines Lebens und Schaffens:

Im Unausgesprochenen, Verschleierten, in der Poesie…

Von Anfang an suchte ich auch die Symbolik, das Bild, die Metapher, um so die Realität des Menschen und das Grobe, Stumpfsinnige und das Leben verachtende, zu überwinden und in Schönheit zu verwandeln, etwas, dass einen anderen Raum schafft als den Alltag in dem kein Platz für Feinheiten ist! Dabei ist dies kein Widerspruch, wenn ich sage, dass ich alltägliches widerspiegeln will, um sich vom Alltag abzusetzen, da es ja gerade der im Alltag existierende Mangel an Zeit und Muße ist, der uns Menschen davon abhält, alltägliche Dinge zu schätzen oder geschweige denn zu beachten…

Doch mit Alltag ist auch ein längerer Zeitraum gemeint, d.h. all jene Ereignisse und Dinge die im Leben eines jeden Menschen andauernd oder oft oder einmalig geschehen, denen mit der Häufigkeit und Zeit nur noch wenig Bedeutung beigemessen wird, wodurch schon bald und sehr früh das eine geschieht was in Anbetracht von Emotionalität in allen Aspekten geradezu tödlich ist:

Abstumpfung oder die “Trägheit des Herzens”, wie es wohl im Christentum「7」 heißt bzw., wie ich dies verstehe…

Und dies führt zu Krankheit und Qual der Seele, des Geistes, des Herzens und schließlich des gesamten Menschen und seines Daseins…

Das ist es was meine Kunst offenzulegen versucht, auf vielfältige Weise…

Darunter verstehe ich die Art des Feinen!

Natürlich haben auch andere Dinge, Begegnungen, Ereignisse, Bücher, Gedanken etc. dies beeinflusst, gefördert und intensiviert: die Christliche Lehre, der Vierte Weg「8」 und so weiter.

Obwohl dieser Aspekt des Feinen natürlich auch in der deutschen Poesie, wie z.B. bei Novalis「9」, dem Theater und der Kunst zu finden ist, konnte es mich jedoch nicht auf die Weise berühren, wie es andere Kunst getan hat, denn ihr fehlen der essentielle Aspekt des Augenblicks als einzigen Erscheinungspunkt und der Aspekt der Leere und Stille – immer liegt in ihr etwas monumentales und Gigantisches, besonders eben im Theater:

Etliche Charaktere, Handlungsstränge, Wendungen usw. Besonders der Aspekt der Realität der Texte und der Inszenierungen, lassen mich zu alledem eher zu einer symbolischen Form, wie dem Nô – Theater tendieren…

Dessen Geist habe ich versucht in etwas fließen zu lassen, das letztendlich doch als Theater dieses Landes erscheinen sollte: die Gleichnis – Spiele fangen all jene Aspekte der Irrealität, der Zeitlosigkeit, der Stille und Leere ein oder versuchen es zumindest, so gut ich es eben vermochte, kommen aber mit Mitteln daher, die von Menschen hier verstanden werden oder Gefühle und Gedanken wachrufen: wie die poetische Sprache, der Gesang usw. Dabei krankte das Theater an der Tatsache, dass ich, als Schöpfer der Libretti, des Tanzes und der Erscheinung, aus keiner Tradition komme, das Endwerk also nicht als Nô – Oper, Musiktheater- oder Tanztheater – Nô oder Sonstiges in Erscheinung treten konnte oder eine solche Bezeichnung adäquat gewesen wäre, wodurch viele Probleme hervorgerufen worden sind und ein Spiel entstand, das weder Fisch noch Fleisch war, irgendwo zwischen allem, nichts Ganzes und nichts Halbes, schlechte Imitation, Laiendarstellung oder einfach Theater das den Geist des Nô – Dramas einzufangen und für uns darzustellen versucht – wahrscheinlich war alles gut so wie es war und leider liegt die Betonung auf ‚war‘, da die einstige Unschuld aus der heraus ich alles schuf, der Wunsch nach Verwirklichung und der Traum, wohl für immer verloren sind, denn ich stellte mich der Kritik anderer Menschen, welche mich zerschmetterte und nichts Gutes an mir ließ, auch keinen Ausweg oder Hilfe, vielleicht aber auch weil jene Worte das aussprachen, was seit dem Beginn tief in mir sich regte in meinen Gedanken und die Zweifel zunahmen mit jedem Jahr. All dies war nicht unbedingt etwas Neues, doch bis ins Mark traf es mich, dass ich noch bluten muß in diesem Augenblicke!

Wie auch immer, die Gleichnisse haben auf einzigartige Weise, diesen Geist in Erscheinung haben treten lassen können und den Anfang für einen Weg gesetzt… Die Meditation und Stille des Theaters und seiner Spiele, die Erscheinung, die Langsamkeit, die Symbole, die Ebenen, die Ästhetik, die Sprache und die Musik haben das lebendig gemacht, was ich zu realisieren suchte und tatsächlich einen Raum geschaffen, der Menschen berührte, aufregte, spaltete (wenn auch zu sehr) und der ihnen von einem anderen Geist erzählte, die fremde Kultur Japans und seines Nô – Theaters näherbrachte und nicht zuletzt die Lebendigkeit Gottes in der Welt, den Heiligen Geist und die Nachfolge Christi als Zeichen eines Menschen setzte, dem daran lag von alledem zu berichten. Und was bei aller Kritik doch schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass weitaus mehr geschaffen wurde als Kunst, aber der Versuch einen praktischen Weg zu manifestieren, der den Grundsätzen des Glaubens folgt, ein Lebensweg also… Und dieser Weg ist bei weitem noch nicht zu Ende, das ist gewiss!

Wenn ich nun an Grenzen stoße, dann deshalb, weil meine eigene Unvollkommenheit sich auftut und ich an mir selbst scheitere…

Mein Leben geht weiter und der Geist bahnt sich seinen Weg in andere Formen, die in Erscheinung treten werden, doch weiterhin von der Art des Feinen erzählen – ganz unterschiedliche Schöpfungen zeugen davon: Lieder, andere Formen von Theater und weitere Versuche die noch im Dunkel liegen…

Ein Geist ist wichtig, doch fehlt dem Menschen die nötige Sprache, die ein Handwerkszeug für den Ausdruck des Geistes ist, vermag der Geist den Ausgang nicht auf angemessene Weise finden und erscheint nur halb oder krank und bewirkt mehr Verletzungen als Heilung, zu der er doch ausgesandt ward – das habe ich erlebt, denn haben die Menschen einmal den Ausdruck, das Handwerk, auf eine Weise ergründet, die es ihnen ermöglicht das Leben auf ihm zu gründen, vermögen sie den Geist nicht länger zu erkennen oder zu begreifen, sie geraten in Streit und Missgunst, Kritik und Ärger, oft aus Eitelkeit, Professionalität, Freundschaft und sogar Liebe, alles wird bedeutsamer als die Empfindung und der unmittelbare Eindruck des Augenblicks – Substanz und Erscheinung rücken ganz in den Hintergrund oder geschehen all diese Dinge gerade weil alles so berührt, ich weiß es nicht, aber eines gewiss: Ich muß mich intensiver den Übungen, dem Studium, der Vervollkommnung widmen! Auch wenn mir noch unklar ist, ob manche Dinge sich jemals ändern werden, denn irgendetwas ist ja immer und besteht nicht die Möglichkeit, dass ich selbst so wie die Menschen werde und durch den Ausdruck leben, mit Worten vernichte und den Geist nicht mehr achte?! Mit Gottes Hilfe widerstehe ich vielleicht…

Ich hege den Wunsch jene Art des Feinen bis in das Leben hinein zu sähen, denn für mich ist dies nichts anderes als die Erscheinung und Wirklichkeit Gottes im Leben und nicht, wie man wohl ahnen möchte, ein Götzendienst!

Der Begriff Yûgen 「10」 aus dem Japanischen, der in der Dichtkunst, der Malerei und auch im Nô verwendet wird und essentiell für die Kunst ist, beschreibt es sehr schön:

Tiefe, geheimnisvolle Schönheit – diese will ich ergründen und lebendig machen, denn darin steckt für mich auch Christi Wahrheit und Nachfolge…

Auch Meditation und Stille, am Ende auch das Gebet, finden sich in der Art des Feinen wieder und gleich welche Form von Kunst, es ist diese Empfindung, dieser Geist den ich lebendig machen will, das zieht sich durch mein Leben und Schaffen, welches Ausdruck für meinen Geist ist, von meinen Gedanken, Erfahrungen, Empfindungen erzählt, doch gleichzeitig auch von jenen der Menschen überhaupt – sie sollen berührt werden, Stille erfahren und die Feinheit des Ganzes in sich spüren.

Ob sie sich daraufhin verändern werden, bleibt ungewiss, aber selbst die Erinnerung und der Nachklang der Gefühle sind von großer Bedeutung und auch Teil meines Weges!

Ausgedrückt habe ich es einmal mit Prophetischer Rede 「11」, zur Erbauung der Menschen, und mit Zungenrede 「12」, zur eigenen Erbauung – diese Worte beschreiben alles auf angemessene Weise…

In diesen Aufzeichnungen (und allen Werken & Texten) will ich von dieser Art des Feinen erzählen, Gedanken darlegen, Empfindungen, Erkenntnisse ausbreiten, von allem und mehr in diesem Zusammenhang berichten. Auf den kommenden Seiten (Werken, Texten & Fragmenten), im Laufe der Zeit (den kommenden Monaten, Jahren & Jahrzehnten)…

R. Rehahn, 22. 06. 2004… & 24.06.2017

  1. Das Tanka ist eine mindestens 1.300 Jahre alte reimlose japanische Gedichtform mit 31 Moren. Sie ist älter als das Haiku, das sich aus dem Tanka entwickelte. Ein Tanka beschwört den Augenblick, hält ihn fest mit Präzision und Musikalität. In der Anthologie Man’yōshū – entstanden zwischen 400 und 759 und herausgegeben um 760 – herrscht die Form des Tanka vor und sie gedieh im mittelalterlichen Shinkokinwakashū (dt. Neuen Sammlung alter und neuer Gedichte) (1205), einer Sammlung aristokratisch-höfischer Lyrik zur höchsten Blüte. (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Tanka) ↩︎
  2. Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform, die heute weltweit verbreitet ist. Das (oder der) Haiku gilt als die kürzeste Gedichtform der Welt. Zu den bedeutendsten Haiku-Dichtern zählen Matsuo Bashō (1644–1694), Yosa Buson (1716–1783), Kobayashi Issa (1763–1827) und Masaoka Shiki (1867–1902). Bashō erneuerte mit seinen Schülern die Haikai-Dichtung und ermöglichte ihr die Anerkennung als ernsthafte Literatur. Shiki gilt als Begründer des modernen Haiku. (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Haiku) ↩︎
  3. Kawabata Yasunari war ein japanischer Schriftsteller und der Literaturnobelpreisträger 1968. Von dem Preisgeld verleiht seit 1974 die Kawabata-Gedenk-Stiftung den Kawabata-Yasunari-Literaturpreis. (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Kawabata_Yasunari) ↩︎
  4. Mishima Yukio war ein japanischer Schriftsteller und nationalistischer politischer Aktivist. Mishima schrieb Romane, Schauspiele, Erzählungen sowie Gedichte und ein Libretto. Er ist sowohl als prominenter Vertreter der japanischen Nachkriegsliteratur als auch für die außergewöhnlichen Umstände seines Suizids bekannt. (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Mishima_Yukio) ↩︎
  5. Die japanische Teezeremonie (jap. 茶道, chadō oder sadō, dt. Teeweg; auch 茶の湯, cha-no-yu, dt. heißes Wasser für Tee), auch bekannt als Teeritual, steht in ihrer zugrundeliegenden Philosophie dem Zen nahe. Es ist eine in ihrem Ablauf bestimmten Regeln folgende Zusammenkunft, bei der ein oder mehrere Gäste von einem Gastgeber Tee und leichte Speisen gereicht bekommen. Um dem Gast die Möglichkeit zur inneren Einkehr zu bieten, findet die Zusammenkunft in einem bewusst schlicht eingerichteten Teehaus statt. (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Teezeremonie) ↩︎
  6. Nō (jap. 能) ist eine Form des traditionellen japanischen Theaters, das traditionell nur von Männern gespielt (getanzt) und musikalisch begleitet wird. Seit dem beginnenden 20. Jahrhundert erlangen auch immer mehr Frauen den Status professioneller Nō-Darsteller. Meist trägt der Hauptdarsteller (Shite) eine Maske. Die traditionellen Themen betreffen meist japanische oder chinesische Mythologie oder Literatur. Einige Nō-Theaterstücke befassen sich mit Gegenwartsthemen. (Quelle: Wikipedia ) ↩︎
  7. Das Christentum ist eine Weltreligion, die aus dem Judentum hervorging. Ihre Anhänger werden Christen genannt, die Gesamtheit der Christen wird auch als die Christenheit bezeichnet. Von zentraler Bedeutung für das Christentum ist Jesus von Nazaret, ein jüdischer Wanderprediger, der etwa in den Jahren 28–30 unserer Zeitrechnung auftrat und in Jerusalem hingerichtet wurde. Seine Jünger erkannten in ihm nach seiner Kreuzigung und Auferstehung den Sohn Gottes und den vom Judentum erwarteten Messias. In ihren Bekenntnissen nennen sie ihn Jesus Christus. Der Glaube an ihn ist in den Schriften des Neuen Testaments grundgelegt. Die weitaus meisten Christen glauben an einen Gott (Monotheismus)1 als eine Dreifaltigkeit, das heißt eine Wesenseinheit aus Vater, Sohn und Heiligem Geist. 23 Daneben existieren innerhalb des Christentums kleinere antitrinitarische Gruppierungen. 45 (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Christentum) ↩︎
  8. Der Vierte Weg bezeichnet ein von Georges I. Gurdjieff (1872–1949) begründetes spirituelles System zur inneren Evolution des Menschen in seinem täglichen Leben. Ein wesentliches Symbol für diesen transformatorischen Prozess ist das Enneagramm. (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Vierter_Weg) ↩︎
  9. Novalis (2. Mai 1772 auf Schloss Oberwiederstedt; † 25. März 1801 in Weißenfels), eigentlich Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, war ein deutscher Schriftsteller der Frühromantik und Philosoph. (https://de.wikipedia.org/wiki/Novalis) ↩︎
  10. Einer der vielleicht am schwersten zu fassenden Begriffe der japanischen Ästhetik ist Yūgen (幽玄). Der aus dem Chinesischen übernommene Begriff bedeutet ursprünglich dunkel, tief und mysteriös. Der äußeren Erscheinung nach ähnelt Yūgen der Wabi-Sabi-Ästhetik, doch verweist es auf eine dahinter liegende Dimension, welche das Angedeutete und Verborgene höher schätzt als das offen zu Tage Liegende und klar Exponierte. 20 Yūgen ist damit vornehmlich eine Stimmung, die sich für jene Andeutungen eines Transzendenten offen hält. Diese Transzendenz ist jedoch nicht jene einer unsichtbaren Welt hinter der sichtbaren, sondern es ist jene innerweltliche Tiefe der Welt, in welcher wir leben. 21 Eine klassische Beschreibung der Stimmung des Yūgen lieferte der Zen-Mönch Kamo no Chōmei (1153/55–1216):„Schaut man durch den Nebel auf die herbstlichen Berge, dann ist die Sicht unscharf und doch von großer Tiefe. Auch wenn man nur wenige Herbstblätter sieht, die Ansicht ist reizvoll. Die unbeschränkte Aussicht, welche die Vorstellung hervorbringt, übersteigt alles, was man klar sehen kann.“ 22 Zum künstlerischen Hauptprinzip des No-Theaters (能 Nō) wird Yūgen von Zeami Motokiyo (1363-1443) erhoben. Zeami beschrieb es als „die Kunst der Zier in unvergleichlicher Anmut“ 23(https://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_%C3%84sthetik#Y.C5.ABgen) ↩
  11. Prophetische Rede: Aus dem 1. Korintherbrief… In Kapitel 12 nennt Paulus die Zungenrede als eine von vielen möglichen Gaben des Heiligen Geistes: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. … Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem andern durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, dem dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem andern – immer in dem einen Geist – die Gabe, Krankheiten zu heilen, einem andern Wunderkräfte, einem andern prophetisches Reden, einem andern die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden, wieder einem andern verschiedene Arten von Zungenrede, einem andern schließlich die Gabe, sie zu deuten.“ (12,4-11 EU) In Kapitel 13 werden jedoch alle diese Gaben der Liebe als größter Gabe untergeordnet. (13,1-13 EU) Kapitel 14 relativiert die Zungenrede und ordnet sie den anderen Gaben unter, insbesondere der verständlichen Sprache: „Strebt aber auch nach den Geistesgaben, vor allem nach der prophetischen Rede! Denn wer in Zungen redet, redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; keiner versteht ihn. … Wer in Zungen redet, erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, baut die Gemeinde auf. Ich wünschte, ihr alle würdet in Zungen reden, weit mehr aber, ihr würdet prophetisch reden. Der Prophet steht höher als der, der in Zungen redet, es sei denn, dieser legt sein Reden aus; dann baut auch er die Gemeinde auf. Was nützt es euch, Brüder, wenn ich komme und in Zungen vor euch rede, euch aber keine Offenbarung, keine Erkenntnis, keine Weissagung, keine Lehre bringe? … Da ihr nach Geistesgaben strebt, gebt euch Mühe, dass ihr damit vor allem zum Aufbau der Gemeinde beitragt. Deswegen soll einer, der in Zungen redet, darum beten, dass er es auch auslegen kann. Denn wenn ich nur in Zungen bete, betet zwar mein Geist, aber mein Verstand bleibt unfruchtbar. … Ich danke Gott, dass ich mehr als ihr alle in Zungen rede. Doch vor der Gemeinde will ich lieber fünf Worte mit Verstand reden, um auch andere zu unterweisen, als zehntausend Worte in Zungen stammeln.“ (14,1-19 EU). (Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Zungenrede) ↩
  12. Unter Zungenrede bzw. in Zungen reden, Glossolalie (altgriechisch γλῶσσα (glõssa) (ionischer Dialekt), γλῶττα (glõtta) (attischer Dialekt) Zunge, Sprache und λαλέω (kontr. λαλῶ; laléo/lalõ) sprechen) oder Sprachengebet versteht man unverständliches Sprechen, insbesondere im Gebet. Nach dem Neuen Testament ist es eine Gnadengabe des Heiligen Geistes (Charisma). Einige Aspekte davon werden aber z. B. im 1. Korintherbrief kritisch betrachtet und relativiert (1 Kor 14,2ff EU). Die heutige Pfingstbewegung sieht in der Zungenrede eine Gebetsform, die die besondere Unmittelbarkeit des Betens zu Gott betont. (https://de.wikipedia.org/wiki/Zungenrede) ↩︎