Über ein neues Spurenjournal
Vom Aufbruch oder Abschluss eines anderen Pfades
Der letzte Journal-Eintrag liegt nahezu 2 Jahre zurück.
Dabei handelte es sich um die Erzählsammlung „In der Still der Einsamkeit“, die heute nicht mehr als Buch verkauft wird (aber mittlerweile doch wieder).
Die Zeichen waren auf das Ende des Weges ausgerichtet, in allen Aspekten.
Und die darauffolgende Zeit des Ringens um das kostbare Leben meiner geliebten Frau, brauchte diesen Abschluss, damit alle Kraft in die Hoffnung ihrer Genesung fließen konnte.
Ich bleibe in Trauer zurück und allein, aber mit unserer tiefen Liebe in mir.
Es ist schwer getroffen von diesem traurigen Schicksal, welches uns, sie und mich auf essenzielle Weise verändert und transformiert hat, auf das nichtige Thema dieses Eintrages zu kommen. An vielen anderen Stellen werde ich mehr darüber schreiben.
Wenn man in solch einer schweren Lebensphase wieder beginnt, obwohl ich nie direkt aufgehört habe zu schreiben, eben nur nicht öffentlich, dann wird der nächste Schritt ebenfalls wichtig und entscheidet darüber wie und ob es weitergeht und wenn nicht, was dann geschehen soll
Vom zurückliegenden Journal
Nachdem das Journal mehrere Iterationen durchlaufen hatte, stellte die letzte Form quasi den absoluten Höhepunkt dar, was inhaltlich machbar war. Sowohl Texte als auch Ausrichtung waren nahezu perfekt, mit einer guten Mischen an Themen, Kategorien und mehr.
Dass es mich dennoch vollkommen ratlos und ausgebrannt zurückließ, weil das Journal keinerlei (oder wenige) Leser oder Rezeption gefunden hat, ist bezeichnend dafür, was falsch gelaufen ist und wie es jetzt weitergehen muss.
Davon wird das Überleben abhängig sein.
Ein neuer Anfang
Ein Grundgedanke ist der komplette Schnitt zum Alten, was aber erklärt werden muss, damit es Sinn ergibt.
Um irgendwo einen Neubeginn zu finden und weil dies immer einer der Grundgedanken des Journals war, als Werkstatt für Text, die einzeln erscheinen, aber eigentlich sowohl eigene Ausgaben wie auch die Editionen und das Magazin auffüllen sollen, werden die Eintrage in eine Sammlung Editionen: Journal - Ausgabe 1 fließen.
Damit löst man sich zum einen vom Ballast des Alten und schafft gleichzeitig etwas Neues. Und beginnen dann die Unklarheiten darüber zu lösen, wie ich weitermachen soll.
Möglichkeiten
Eine Idee ist es, die alten Einträge so zu belassen, um das große Archiv beizubehalten, aber die Eintrage des Buches nur begrenzt zu zeigen. So bleiben sie sichtbar und Teil der Geschichte des Journals, aber der Schwerpunkt dafür liegt für sie nun auf dem Buch.
Rein von der Sache würde es dann einfach weitergehen.
Ich würde Text um Text verfassen. Der Kreislauf beginnt aufs Neue.
Und hier sträubt sich etwas in mir.
Ich frage mich, ob es das richtige ist einfach weiterzumachen wie bisher, also in einer Art und Weise, die mich am Ende nur frustriert hat oder das wenigstens in einem großen Stil getan hat.
Was also mache ich?
- Zum einen könnte ich fokussierter schreiben, direkt auf die Publikationen hin, d.h. ich veröffentliche nicht jeden Text, sondern eher Ausgaben von Texten, die da Editionen, Magazin oder Ähnliches sein könnten.
- Das Problem hierbei ist natürlich meine fragmentarische Schreibweise, die sich gut in das Journal-Prinzip einfügt. Was also spricht dagegen?
Wahrscheinlich war es von jeher, eher die Erwartungshaltung, die ich aber komplett aufgegeben habe, sofern das einem Menschen möglich ist. Ich schreibe ja einfach, weil ich es muss. Aus dem einen Grund, weil es da Gedanken, Empfindungen und Erfahrungen gibt, die festgehalten werden wollen.
Es kommt mir nur seltsam vor, einfach wieder weiterzumachen.
Ein Archiv
Anstatt etwas völlig Neues aufzubauen, wäre es auch möglich, wie geplant, ein Archiv der gesamten Arbeit aufzubauen, mit einem Schwerpunkt auf den Texten, Erklärungen zur Arbeit und Beschreibungen.
Dieses könnte nun als Grundlage dienen oder für sich alleinstehen, je nach weiterer Ausrichtung der Seiten. Selbst wenn es nur ein Archiv ist, würden die Seiten ständig Erweiterung erfahren, was in der Natur der Sache läge, denn alles Vergangene würde darin einfließen, während alles Neue einen anderen Ort erhält… Und hier gibt es weitere Möglichkeiten.
Neue Seiten
Das Journal, sowie andere Projekte könnten nun auf neuen Seiten erscheinen.
Der Schwerpunkt liegt auf einer Publikation oder allen neuen.
Wobei die alten Schwierigkeiten natürlich keine Lösung finden würden.
Erweiterung der alten Seiten
Alle kommenden Projekte, Publikationen und mehr, erscheinen, wie bisher, auf den alten Seiten.
Der Schwerpunkt liegt in jedem Fall auf den drei Arten von Publikationen:
Blätter (Editionen, Magazin & Journal) - Bücher
Seitenarchiv und Offline Veröffentlichung
Dies ist ebenfalls eine gute Möglichkeit.
Dabei könnte man so vorgehen, dass man Titel und einen Auszug, der Vollständigkeit halber, weiterhin auf den Seiten publiziert, und evtl. hinter einer Schranke sogar vollständig.
Das Problem der Vergangenheit war stets die fehlende Rezeption und hiermit könnte man dieser Frustration von vornherein, Einhalt gewähren.
Eine Mischung aus allen Elementen
Dies ist natürlich auch eine Möglichkeit.
Es scheint klar, dass all die neu erscheinenden Artikel auch Teil des Archivs werden, sie aber, um erst einmal allein zu stehen und ihren Raum beanspruchen zu können, auf einer eigenen Seite erscheinen.
Und hier kommt dann diese neue Seite zum Tragen.
Alles was zu persönlich ist, aber doch Erwähnung finden soll, kann dies als Ausschnitt im Journal tun, wie bereits oben beschrieben.
Abschluss
Auch wenn viele Idee gut klingen, komme ich am Ende doch immer wieder bei einer Sache ins Stocken:
Wofür mache ich mir diese Arbeit? Es interessiert ja doch niemanden!
Es existierte allein für mich und so ist es auch jetzt. Niemand fragt danach, noch wird jemand ein Interesse dafür entwickeln.
Ich sollte alles als Buch veröffentlichen, da ist sowohl das Archivieren als auch das Veröffentlichen involviert. Wenn es doch jemanden gibt, der sich dafür interessiert, so kann er das Buch lesen.
R. Rehahn, 09.09. bis 03.10.2020
Nachtrag
Dieser Eintrag entstand um dieselbe Zeit, da ich mich erneut auf den Weg machte und ein Ziel für mein Schaffen und mich suchte. Er ist voller Zweifel und Hoffnung.
In den Überlegungen darüber, ob ich dies überhaupt veröffentlichen sollte oder nicht, wurde ich mir etwas klarer darüber, warum ich es tun muss:
Auch dies ist Teil des Archivs meiner Schöpfungen und gehört trotz seiner speziellen und sehr persönlichen Ausrichtung mit in das Journal, denn dafür wurde er verfasst, dafür ist er entstanden.
Wenn man darüber hinausblickt, und dies gilt für all meine Wortschöpfungen dieser Art, erzählt dies nämlich eine Geschichte von jemanden, der, obwohl alles so schwer und unmöglich für ihn scheint, er nur wenig Rezeption, ja Lohn in der Welt erhält, was jedoch keine allzu bedeutsame Sache ist, da der Lohn des Himmels eine um Vieles wichtigere Sache darstellt, ja, trotz all dieser Widrigkeiten, niemals wirklich aufgibt, d.h. nur augenblicklich, wenn es tatsächlich nicht mehr geht.
Gleichzeitig ist es auch eine Übung in Geduld und in der Analyse eigener Arbeitsgedanken, welche dem einen oder anderen helfen mag, etwas über sich selbst zu erfahren und Werkzeuge zu lernen, etwas Ähnliches für die eigenen Aufgaben zu erschaffen.
Dass der Eintrag, obwohl noch im Jahre 2020 geschaffen, mit ins Journal | 2021 aufgenommen wird, liegt an der nachträglichen Bearbeitung und diesem Nachwort, welche den Eintrag abrunden. Bis zum tatsächlichen Neuanfang, wie im Eintrag beschrieben, dauerte es dann noch bis ins darauffolgende Jahr 2021, also noch ein ganzes, langes Stück.
Es ist auch oftmals interessant zu sehen, wohin gewisse Gedanken dann letztendlich geführt haben. In diesem Fall wurden tatsächlich alle Aspekte mit in die neue Arbeit aufgenommen:
Das alte Journal bleibt als Archiv bestehen, ein neues Journal entsteht und die Druckausgaben der vergangenen Journale werden nach und nach veröffentlicht.
Wie auch schon in den damaligen Überlegungen war dies wohl der schwerste Weg von allen, da er es mir nicht einfacher macht, sondern weitaus komplizierter.
In gewisser Weise sind diese Entwicklungen aber ebenfalls nur Wegsteine auf dem gesamten Pfad. Die nächsten Iterationen mögen dann völlig anders aussehen oder etwas noch nicht erdachtes wird entstehen, das alles ist noch ungewiss.
Am Ende zeigt dieser Eintrag auch, wie ich die Konzeptionen als Fundament vor jede weitere Schöpfung lege und damit ein geistiges Gerüst für die Arbeit und das Werk schaffe und auch darin liegt ein Werkzeug, aus dem man vielleicht lernen kann, was meine Hoffnung ist.
Der Weg des Schaffens ist niemals vollendet, er verläuft über Berge und Täler, aber doch stets weiter bis zur endlosen Weite des Horizonts.
R. Rehahn, 11.05.2021