Notizen des Herausgebers - Über Stolpersteine auf dem Weg

Enttäuscht las er die Nachricht zu Ende, seltsamerweise jedoch ohne jegliches Gefühl der Verwunderung, so als hätte er diese Entwicklung bereits erwartet oder wenigstens kommen sehen, wobei natürlich ein Fünkchen Hoffnung auf ein Zustandekommen des Auftrages geblieben war.

»Eine weitere Buchproduktion blieb also bereits in der Vorbereitungsphase stecken und würde nicht über den Punkt der Planung hinauskommen. Zumindest hier im Verlag.«, dachte er resigniert. Denn obwohl die Enttäuschung groß war und er als Herausgeber um jedes Buchprojekt rang, verschloss er sich jedoch niemals vor den offenen und bleibenden Möglichkeiten eines Manuskripts selbst und das waren häufig auch die Worte die er, ähnlich umschrieben, den scheidenden Interessenten mit auf den Weg gab. Der Möglichkeiten waren es viele. Alles was sie hier anbieten konnten, war ihre, sehr persönliche Richtung.

Natürlich war ihm bewusst, dass das eine oder andere Buch vom Inhalt und anderen Aspekten gar nicht in den Verlag passte. Aber das wiederum stellte gleichzeitig eine Art Gelegenheit dar, neue Richtungen einzuschlagen und die Arbeit zu erweitern. Eine Richtung allein würde ihnen im Verlag nicht weiterhelfen, in der Vielfalt lag der Weg, um sich in der Fülle dann erneut zu spezialisieren.

Genau darum war es ihm ja in der Schaffung des Imprint‘s gegangen, auch wenn diese Idee immer mehr verblasste, weil sich die Hoffnung dafür nicht erfüllt hatte.

Jedes neue Manuskript war ein Stück Hoffnung, eine Möglichkeit, einen gewissen Aspekt der Arbeit fortzuführen und gleichzeitig zu erweitern. Deshalb fühlte es sich stets wie ein Stolperstein auf diesem Weg an, wenn ein Buchprojekt dann nicht zustande kam.

Doch zu klagen half nicht, denn auch sonst gab es viel zu tun und neue Manuskripte würden mit Sicherheit wiedererscheinen, obwohl es derzeit kaum danach aussah.

Er seufzte und starrte für einen Augenblick düster auf die buchstäbliche Leere vor ihm. Dann nahm er die Arbeit wieder auf und legte sie erst wieder nieder, als es schon lange Nacht geworden war.

R. Rehahn, 2018… 19.11.2019